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Kolonial-Notgeld aus Gold: Ein Elefant fasziniert Sammler und Anleger
Auf den deutschen Münzen der vergangenen Jahrhunderte waren zumeist gekrönte Häupter zu sehen, Dichter und Denker, bedeutende Bauwerke und bedenkenswerte Ereignisse. Das beliebteste Motiv vieler Deutschland-Sammler zählt jedoch keinesfalls zum vorgenannten numismatischen Standardprogramm, sondern ist aus vielerlei Gründen eine Legende: Eine Goldmünze aus Deutsch-Ostafrika zeigte im Jahr 1916 einen Elefanten.

Deutsches Gold mit einem Dickhäuter? Auf einer Goldprägung während des Weltkriegs? Als Notgeld? Es fällt nicht schwer, die Faszination zu erklären, welche von der Münze ausgeht, die mit der Nummer 728 im legendären Jäger-Münzenkatalog aufgeführt ist. Insgesamt wurden 16.198 Exemplare geprägt – davon 6.395 Stück mit einer Variante, bei der die rechte Arabeske unter dem ersten „A“  von „OSTAFRIKA“ endet und nicht unter dem „T“.

Die erste und einzige Goldmünze der deutschen Kolonien ist eng verbunden mit der deutschen Kolonialgeschichte. Denn infolge des Krieges gingen die Silberbestände in den verbliebenen Prägestätten Berlin und Hamburg zur Neige. Die Einheimischen lehnten die Notgeldscheine, welche für Deutsch Ostafrika geprägt wurden, ab. Also musste eine Ersatzwährung her, welche das Vertrauen der Bevölkerung genoss.

Weil die Kolonie infolge des Krieges durch eine Seeblockade vom Mutterland abgeschnitten war, wurde kurzerhand eine eigene Münzprägestätte in der neuen Hauptstadt Tabora eingerichtet – mehr schlecht als recht in der örtlichen Eisenbahngesellschaft. An Metall wurde alles „zusammengekratzt“, was am Ort verfügbar war: Messing und Kupfer, teilweise aus Patronenschrott sowie versenkten Schiffen.

Doch warum prägte die Kolonialregierung in einer Zeit, in der die halbe Welt im Krieg steckte, ausgerechnet Goldmünzen? Die Entscheidung war durchaus logisch: Das Gold war im Land in ausreichender Zahl vorhanden und konnte nicht nach Berlin transportiert werden. Im Falle einer Besetzung des Landes wäre das Gold wohl zudem sofort in die Hände der Eroberer gefallen. Privatleute zu enteignen, wäre jedoch vergleichsweise kompliziert gewesen, zumal viele Einheimische die Goldmünzen sofort in sichere Verstecke verbrachten.

Aus der Goldmine bei Sekenke wurde daraufhin das Material für die Prägeaktion mit 200 Trägern und 20 Wachen nach Tabora geschafft. Dort sollte sich ein Stempelschneider zuerst an einem Bildnis des Kaisers versuchen, was aber bislang. Also wurde das – zugegebenermaßen etwas primitive – Bildnis des Elefanten erschaffen. Zum Einsatz kam Gold in einer Legierung von 750/1000 Stücken Gold.

Als die Belgier im September 1916 die Stadt Tabora einnahmen, machten sie (wie erwartet) sofort Jagd auf die „Elefantengoldstücke“ und ihre Besitzer, die inzwischen auch als „Tabora-Sovereigns“ bezeichnet wurden. Bei der Ausreise fanden strenge Kontrollen statt, damit keine Goldmünzen außer Landes geschmuggelt werden konnten. Allerdings blieben die meisten Goldmünzen versteckt und tauchten erst nach dem Krieg wieder auf. Sie zählen heutzutage zu den meistgesuchten deutschen Sammlermünzen.

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