In Edelmetall und Wirtschaft Aktuell
Das Gold der Sonne Südamerikas: Soles und Libra aus Peru
Dass Goldmünzen in früheren Generationen ganz selbstverständlich als Zahlungsmittel im täglichen Geldverkehr zu finden waren, erscheint aus heutiger Sicht vor dem Hintergrund von Negativzinsen und Bargeldabschaffung kaum vorstellbar. Kurantmünzen, deren Nennwert durch Gold gedeckt ist, waren bis ins frühe 20. Jahrhundert weltweit verbreitet. Doch der Erste Weltkrieg sorgte dafür, dass viele Staaten in aller Welt ihr Versprechen aufgaben, das Papiergeld ihrer Bürger jederzeit in Gold einzutauschen.

Es gibt allerdings einzelne Länder, welche sich die Prägung von Goldmünzen für den Umlauf bis weit ins 20. Jahrhundert hinein auch über die zwei Weltkriege hinaus leisteten. Zu diesem überschaubaren Kreis an Ländern mit Umlaufmünzen aus Gold zählt Peru – und wenn Münzen gemeinhin als Kunstwerke im Hosentaschenformat bezeichnet werden, dann können die Goldprägungen aus Peru mit Fug und Recht als numismatische Meisterwerke durchgehen.

Die letzten Goldmünzen für den täglichen Zahlungsverkehr wurden in Peru im Jahr 1970 geprägt – mit einer erstaunlichen Vielfalt an Gewichten und Nominalen: Von 5 Soles (2,34 Gramm) bis 100 Soles (46,81 Gramm) reichte die Palette an Prägungen, daneben gab es Stückelungen der Goldmünzen zu 10 Soles, 20 Soles und 50 Soles. Auf allen fünf Goldmünzen ist die Freiheitsgöttin „Libertas“ zu sehen, wie sie eine phrygische Mütze und ein Schild trägt. Sie ist zudem mit Lorbeer geschmückt und sitzt auf einem Sockel.

Mindestens genau so prächtig wie die Wertseite ist auch die Gestaltung des dreiteiligen Staatswappens der Republik Peru. Es zeigt ein kamelartiges Tier in den Hochanden Vikunja zu sehen. Abgebildet sind zudem ein Chinarindenbaum sowie ein Füllhorn. Eingerahmt ist das Wappen von Zweigen und einem Lorbeerkranz.

Die Goldmünzen aus Peru wurden zwar als Zahlungsmittel geprägt, sie sind heute allerdings – anders aus die meisten Kurantmünzen – nicht zum reinen Goldpreis zu bekommen. Der hohe Sammleraufschlag resultiert aus den niedrigen Prägezahlen – üblicherweise waren es lediglich ein paar Tausend Stück pro Jahrgang, einzelne Jahrgänge wurden sogar nur 540 mal geprägt (beispielsweise die 100 Soles Goldmünzen aus 1968 und 1969). Alle Münzen stammen aus der Münzprägestätte in Lima.

Die lange Tradition der peruanischen Goldmünzen, welche bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts reicht, macht nicht zuletzt die Bedeutung von Peru für die Goldförderung deutlich. Peru verfügt über eigene Goldvorkommen und steht aktuell auf Platz 7 der wichtigsten Goldabbauländer. Durch die Golddeckung der Währung sorgte Peru auch dafür, dass seine Währung lange Zeit stabil und anerkannt war: Der „Sol de Oro“ (zu deutsch: „Gold der Sonne“) war von 1863 bis 1984 die offizielle Währung von Peru.

Neben den Soles-Goldmünzen aus Peru sind bei gut sortierten Edelmetallhändlern mit einem Fokus auf numismatische Schätze noch weitere Münztypen aus Peru mit Goldgehalt zu finden – darunter eine Prägung, die hierzulande völlig unbekannt ist, obwohl sie auf eine fast 100-jährige Prägetraditon zurückblickt: Die „Libra“-Goldmünze wurde erstmals 1898 geprägt und erschien zuletzt 1969 und zeigt den Indianerkopf von Manco Cápac, dem ersten Inka-Herrscher. Die Münzen zu 1/5 Libra, 1/2 Libra und 1 Libra wurden an die Spezifikationen des britischen Sovereign angelehnt – doch die niedrigen Prägezahlen der Libras machen deutlich, dass Peru wie viele andere Länder auch zur damaligen Zeit keine Chance gegen die Übermacht des britischen Sovereign als wichtigste Handelsmünze der Welt in Gold hatte.

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