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Die Szene mutet aus heutiger Sicht kurios an: Deutschland im Jahr 1952, der Krieg ist erst wenige Jahre vorbei, die meisten Menschen leben in Armut. Die Lohntüten werden ausgegeben – ein freudiges Ereignis, frisches Geld zum Bezahlen des Nötigsten. In den Beuteln landen neben Markstücken und Pfennigen auch Münzen mit einem kunstvoll gestalteten Vogel. Doch die Fabrikarbeiter können mit dem Schmuckstück auf dem Geldstück wenig anfangen. Denn in den frühen fünfziger Jahren sind Fünf Mark noch viel Geld und niemand möchte sich Falschgeld unterjubeln lassen. Aus diesem Grund verweigert ein Arbeiter nach dem anderen die Annahme des Wochenlohns. Alle bestehen darauf, das Geld in Standard-Umlaufmünzen, genauer gesagt den „Silberadlern“, ausgezahlt zu bekommen.

Man stelle sich einmal vor, welchen Reichtum die Arbeiter angehäuft hätten, wenn sie die Lohntüte in der ursprünglichen Form angenommen hätten. Denn eines der kuriosen Fünf-Mark-Stücke von damals ist heute ein Vielfaches wert: Die erste Gedenkmünze der Bundesrepublik Deutschland zählt zu den seltensten deutschen Münzen der Gegenwart. Die erste deutsche Gedenkmünze in DM-Währung würdigt das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg. Das Museum feierte im Jahr 1952 sein 100. Bestehen. Es wurde von der Versammlung der Geschichts- und Altertumsforscher am 18. August 1852 in Dresden gegründet und beherbergt einen Großteil des kulturellen Erbes, darunter bedeutende Kunstwerke.

Das „Germanische Museum“ hat bis heute in der Welt der Münzen einen geradezu ikonischen Charakter und gilt als Krönung einer jeden DM-Sammlung. Dafür ist nicht nur die Auflage verantwortlich: In Stempelglanz wurden nur 198.760 Exemplare geprägt, in „Polierte Platte“ waren es sogar nur 1.240 Stück – und in beiden Erhaltungen sind die Münzen heute extrem selten und begehrt. Dies liegt vor allem daran, dass die „Fünfer“ im Jahre 1952 regulär in den Umlauf gebracht wurden. Zwar ist überliefert, dass viele Menschen kurz nach der Einführung der Standard-Umlaufmünze zu Fünf Mark das „Germanische Museum“ für eine Fälschung hielten, doch ein Großteil der Auflage gelangte schlussendlich in den Zahlungsverkehr – aus diesem Grund sind die meisten Exemplare heutzutage mit der Erhaltung „sehr schön“ und deutlichen Abnutzungen einzustufen – und die Sammlerwerte für besser erhaltene Stücke erreichen schnell stattliche Höhen.

Nicht nur das Schlagwort „Germanisches Museum“, sondern auch die abgebildete Adlerfibel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem weltbekannten Symbol für deutsche Münzen entwickelt. Das Schmuckstück aus Gold wurde nach Angaben des Germanischen Nationalmuseums im Jahr 1892 in San Marino durch Zufall entdeckt und soll einer ostgotischen Fürstentochter gehört haben. Demnach sollen die Fibeln wie heutzutage eine Sicherheitsnadel getragen worden sein, um Gewänder zu verschließen und zu befestigen. Zu dem berühmten Exemplar, welches auch auf der Fünf-Mark-Münze abgebildet ist, gehört ein Gegenstück. Beide Fibeln wurden mit zugewandten Schnäbeln auf Schulterhöhe getragen und sollen mit einer Kette verbunden gewesen sein.

Während die klassischen Gedenkmünzen zu fünf und zehn Euro heutzutage in Umlauferhaltung nur noch zum Nennwert gehandelt werden (sie können weiterhin bei der Bundesbank in Euro eingetauscht werden), stehen die „Ersten Fünf“ aus den Gründertagen der Bundesrepublik weiterhin hoch im Kurs – mit diesem Spitznamen werden die fünf ersten Gedenkmünzen in DM-Währung bezeichnet: Nach der Adlerfibel aus dem Jahre 1952 folgte 1955 eine weitere Prägung zum 150. Todestag von Friedrich von Schiller sowie zum 300. Geburtstag von Ludwig Wilhelm Markgraf von Baden. Im Jahr 1957 folgte die Silbermünze zum 100. Todestag von Joseph Freiherr von Eichendorff und nach einer langen Pause wurde das Gedenkmünzenprogramm im Jahr 1964 mit dem 150. Todestag von Johann Gottlieb Fichte fortgesetzt. Diese fünf Münzen sind bis heute der Traum von fast allen Deutschland-Sammlern – und mit einem Preisniveau im unteren dreistelligen Bereich pro Stück auch durchaus erschwinglich.

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